Das größte Projekt und die langfristig wichtigste Aufgabe von Olileanya e.V. ist die finanzielle und organisatorische Unterstützung der Vor-Ort-Arbeit in Emene/Nigeria von Gabi Ayivi (siehe Seite Projekte).
Gabi Ayivi ist 1. Vorsitzende von Olileanya e.V. und hat Ende 2013 altersbedingt ihre Erwerbstätigkeit in Deutschland beendet. Dabei von Ruhestand zu sprechen wäre denkbar unpassend. Sie ist im Mai 2014 nach Emene/Nigeria übersiedelt und hat dort aktuell 17 Kinder und Jugendliche bei sich aufgenommen.
Olileanya e.V. wird für die Kinder Patenschaften in Deutschland vermitteln, aktuell und regelmäßig aus Emene berichten sowie für die Unterbringung und Ausbildung der Kinder Spenden sammeln.
Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Announciation Specialist Hospital in Emene, Enugu, Nigeria
Rundbrief vom 08.12.2024
Liebe Freundinnen, liebe Freunde, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya, liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben.
Nach dem überwiegend unerfreulichen Bericht im Oktober möchte ich heute mit einem Blick ins Haus „Nno“ (= willkommen) beginnen.
Nach wie vor ist dies der Bereich, der überwiegend störungsfrei verläuft und auch weiterhin dem Begriff „Hoffnung“ als Überschrift über unserer Arbeit gerecht wird.
Vor wenigen Wochen konnten wir uns darüber freuen, dass wir endlich eine Adresse haben. Fast 11 Jahre nach Fertigstellung des Hauses „Nno“ konnten wir ein Straßenschild aufstellen (siehe Bilder). Vorbei sind die Zeiten von ‚hinter‘ oder ‚vor‘ oder ‚neben‘ Annunciation Specialist Hospital (je nach Standort desjenigen, der nach uns suchte). Da die-/derjenige, die den Antrag stellt, auch den Namen vorschlagen darf, haben wir das große Los gezogen, und das für sehr übersichtliche 15.000 Naira, Verwaltungsarbeit incl. Schild und Zubehör (entspricht aktuell 9,375 Euro). Der Begriff „Close“ steht für eine Sackgasse. Für die hier lebenden Kinder ist dieser Umstand ein Segen, da der fehlende Durchgangsverkehr dafür sorgt, dass ungestört Fußball gespielt werden kann. Außer mir war in der Straße niemand daran interessiert, einen eigenen Vorschlag einzubringen, weil sich niemand an den entstehenden Kosten beteiligen wollte. Die Zurückhaltung meiner Nachbarschaft spiegelt das Grundthema wider: Seit Jahren wird an allem gespart, was aus eigener Sicht nicht erforderlich ist, und seien die Beträge noch so gering.
Heute ist der 6. Dezember, Nikolaus. Wie jedes Jahr haben wir am gestrigen Abend Weckenmänner gebacken, dieses Mal sehr individuell, sozusagen handgeschnitzt, weil unsere Model auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind.
Mein oberstes Ziel ist, nach Möglichkeit zumindest innerhalb unserer Mauern über das Existenzminimum hinaus eine weitgehend entspannte Atmosphäre mit haltgebenden Strukturen über das Jahr beizubehalten, während um uns herum das Chaos herrscht, und zwar in allen Bereichen. Dazu gehört die Adventsdekoration genau so wie die Sicherstellung von drei Mahlzeiten täglich, auch wenn die Kosten nach wie vor täglich steigen. So sind die Preise für Trinkwasser pünktlich zu Beginn der Hitzeperiode beim Dreifachen des Vorjahres angelangt. Die Folgen hiervon für mittellose Menschen mag ich mir gar nicht vorstellen.
Unser geraubter Inverter wurde mittlerweile ersetzt, die Solaranlage arbeitet wieder störungs-frei. Zu Beginn des neuen Jahres werden wir eine neue Kamera installieren lassen, die ebenfalls solarbetrieben ist. Sie wird in einer Höhe angebracht werden, an die Diebe hoffentlich nicht herankommen.
Ansonsten herrscht im Haus Aufbruchstimmung: Für einen der Jugendlichen und einen der jungen Erwachsenen sind Aufnahmen in einem internationalen College sowie in einer landwirtschaftlichen Fachhochschule in Deutschland beantragt. Noch ist nichts entschieden, aber wir arbeiten intensiv darauf hin. Hoffentlich ist der Ausgang positiv, ich werde darüber berichten.
Ein Jugendlicher hat mit dem Schulabschluss das Haus verlassen, wodurch ein Schlafplatz bei den Buben frei wurde. Die aktuelle Kandidatin für einen Einzug ist allerdings ein Mädchen, so dass wir die Raumaufteilung grundlegend verändern werden. Mehr dazu weiter unten.
Die jetzt 19jährige Joy arbeitet seit Oktober beim Farm-Projekt mit, was ihr viel Spaß macht und ihren Neigungen und Fähigkeiten in hohem Maße entspricht.
Die ‚große‘ Mmesoma ist in die Secondary School aufgestiegen, sie hat eine Brieffreundschaft mit einer meiner Enkeltöchter begonnen.
Vor ein paar Wochen bin ich der Aussage des spanischen Poeten Antonio Machado begegnet, die mich sehr beeindruckt:
„... da ist kein Weg – der Weg entsteht beim Gehen“
Und so sehe ich die Arbeit von OLILEANYA in den letzten 13 Jahren: Beim Gehen werden wir erfahren, wie sich die Dinge entwickeln, wo wir erfolgreich sind und wo wir eventuell scheitern.
Unser Projekt „Green Garden“
… gibt im Moment Anlass zu großer Zuversicht, dass es gelingen wird. Heute kommen Tochukwu, der Leiter, und Simon, der Gärtner, von einem zweiwöchigen Training aus Ogun State zurück. Sie haben bei der Firma, die die Konzeption von Aquaponik und nachfolgend Hydroponik in Nigeria eingeführt hat, wertvolle Informationen gesammelt und sind jetzt voller Begeisterung bereit, diese umzusetzen. Es hat einen ziemlichen Rückschlag gegeben, als im Oktober von einem zum anderen Tag deutlich wurde, dass das geplante zweite Gewächshaus der Teuerung zum Opfer gefallen ist. Und wieder durften wir eines unserer zahlreichen Wunder erleben durch eine mehr als wertvolle Spende, die den Bau doch möglich macht. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle nach Stuttgart! Nächste Woche sollen die Bauteile eintreffen und noch vor Weihnachten werden hoffentlich die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich im vollem Umfang hergestellt sein. Auch die Gebäude für die Verwaltung und den Hofladen sind nahezu fertiggestellt.
Hier wird es eine mehrwöchige Pause für den Innenausbau geben, um hoffentlich möglichst bald über ausreichende finanzielle Mittel für die Ausstattung zu verfügen. In Zeiten, in denen das geplante Budget von heute schon morgen durch die äußeren Umstände über den Haufen geworfen wird, ist größtmögliche Flexibilität erforderlich, gepaart mit einem hohen Maß an Gelassenheit.
Ebenfalls auf der Liste der Dinge, die noch nicht endgültig entschieden ist, steht eine Entscheidung der deutschen Botschaft in Lagos, bei der wir die Finanzierung einer Solaranlage für den Betrieb der Wasserpumpen beantragt haben. Eine Entscheidung ist Anfang 2025 zu erwarten.
Die Entwicklung der Farm kann auf einer eigenen Seite (Link) nachvollzogen werden.
Damit bin ich bei einem weiteren Sorgenkind angekommen, der augenärztlichen Ambulanz. Voller Freude und Erwartung hatten wir im Mai die Einweihung des Gebäudes gefeiert – siehe Video. Wir hatten etliche Zusagen von Fachpersonal, die im Herbst mit der Arbeit beginnen wollten. Leider haben sich bis auf einen jungen Mann für die Verwaltung alle Interessenten wieder zurückgezogen. Das ist sehr enttäuschend. Die Begründungen sind für mich nicht nachvollziehbar, können aufgrund erforderlicher Diskretion hier auch nicht näher dargelegt werden. Ich möchte aber auf gar keinen Fall auf einem mit viel Engagement von seiten der Sponsoren und insofern sehr gut ausgestatteten Gebäude sitzen, das nicht genutzt wird bei einer großen Anzahl von Patienten, die auf eine Eröffnung warten. Chibuzo, der Sozialarbeiter, sieht die Gründe darin, dass Enugu zunehmend unattraktiv wird für gut ausgebildetes Fachpersonal, das zunächst in die Metropolen Lagos und Abuja abwandert, um von dort aus den Sprung nach Amerika, Australien oder Europa zu planen. Und zu meinem großen Bedauern werben Firmen und Einrichtungen im medizinischen Bereich immer mehr um Personal aus Afrika, um die Lücken in der sog. Westlichen Welt zu füllen. Das ist extrem fatal für den hiesigen Arbeitsmarkt. Gehälter wie vergleichsweise in Deutschland können wir nicht bezahlen, dieser Wettbewerb ist absolut unfair.
Wegen des Diebstahls der Computer wurde ein Anwalt eingeschaltet, der sich seit letzter Woche um eine Lösung bemüht – außergerichtlich oder im Rahmen eines Gerichtsverfahrens. Auf einen lauwarmen Kompromiss lasse ich mich allerdings auf keinen Fall ein. Hinter dem gesamten Ereignis steckt ein System, das energisch verfolgt werden muss.
Über die grundsätzliche Lage in Nigeria könnte ich mittlerweile ein Buch schreiben, das nie fertig werden würde, weil sich die Dinge täglich verändern – leider nie zum Guten. Ich versuche, so viele nigerianische Informationen wie möglich mit einem entsprechenden Informationsgehalt als Link anzufügen – dann könnt ihr euch / können Sie sich selbst ein Bild machen. Vorgestern habe ich einen Artikel gelesen über die Bemühungen des brasilianischen Präsidenten, die Armut in seinem Land zu bekämpfen. Von solchen Anstrengungen können wir nicht mal träumen. Siehe Link . Dort wird auch ersichtlich, wie die aktuellen Armutsgrenzen international bemessen werden. Es wird deutlich, dass es inzwischen zwei Stufen von Armut gibt – das ist so beschämend. Und ich weiß, dass diejenigen an unsere Türe klopfen, die zum Kreis der extrem Armen gehören.
Damit komme ich zu unserem letzten Tätigkeitsfeld, den absolut mittellosen Erwachsenen, die wir parallel betreuen und finanziell unterstützen. Dieser Gruppe können wir nur noch unter großen Mühen helfen wegen der galoppierenden Inflation.
Deshalb möchte ich heute eine Frau vorstellen, für die ich dringend eine Patin / einen Paten benötige. Sie ist die Mutter von Sochima, dem 8jährigen Jungen, der seit Mai bei uns lebt. Ich hatte die Geschichte bereits im vorletzten Rundbrief vorgestellt. Happiness leidet seit vielen Jahren an einer schweren Lungenerkrankung. Ihr linker Lungenflügel hat seine Tätigkeit schon vor längerer Zeit aufgegeben, der rechte arbeitet nur noch eingeschränkt. Sie ist vor drei Wochen schwerstkrank im Annunciation Specialist Hospital aufgenommen worden. Okwudili hat sie aus ihrer Lehmhütte von ihrer Bastmatte heruntergeholt und hierher transportiert. Innerhalb von zwei Wochen war sie unter guter medikamentöser Behandlung und regelmäßiger Ernährung wieder so weit hergestellt, dass sie in ihr häusliches Elend entlassen wurde. Das ist keine Lösung.
Deshalb möchte ich heute eine Frau vorstellen, für die ich dringend eine Patin / einen Paten benötige. Sie ist die Mutter von Sochima, dem 8jährigen Jungen, der seit Mai bei uns lebt. Ich hatte die Geschichte bereits im vorletzten Rundbrief vorgestellt. Happiness leidet seit vielen Jahren an einer schweren Lungenerkrankung. Ihr linker Lungenflügel hat seine Tätigkeit schon vor längerer Zeit aufgegeben, der rechte arbeitet nur noch eingeschränkt. Sie ist vor drei Wochen schwerstkrank im Annunciation Specialist Hospital aufgenommen worden. Okwudili hat sie aus ihrer Lehmhütte von ihrer Bastmatte heruntergeholt und hierher transportiert. Innerhalb von zwei Wochen war sie unter guter medikamentöser Behandlung und regelmäßiger Ernährung wieder so weit hergestellt, dass sie in ihr häusliches Elend entlassen wurde. Das ist keine Lösung.
Wir sind überein gekommen, Sochimas ältere Schwester (11 Jahre alt) nach den Weihnachtsferien hier aufzunehmen. Das jüngste Mädchen, ca. 2 Jahre alt, wurde in dieser Woche in die Obhut von Happiness’s jüngster Schwester gegeben. Sie hat bisher nur einen Sohn, der ungefähr im gleichen Alter ist wie seine Cousine. Ihr Ehemann war mit dieser Maßnahme einverstanden – Grundvoraussetzung in einer Gesellschaft, in der Frauen nicht unbedingt eigene Entscheidungen treffen können.
Bleibt nur noch die Versorgung von Happiness. Durch eine Patenschaft kann sie vernünftig ernährt werden, außerdem benötigt sie regelmäßig Medikation. Ihre große Freude ist im Moment, dass ihre Kinder gut versorgt sind, genug zu essen haben und zur Schule gehen können. Diese Freude soll sie so lange wie möglich genießen können.
Es ist mir sehr wohl bewusst, dass solche Maßnahmen immer nur partielle Hilfen sind – aber für den Einzelfall sind sie sehr, sehr wichtig. Und das ist, ohne pathetisch sein zu wollen, Grassroot-Arbeit. Nicht spektakulär, aber am Menschen orientiert. So lange die Politik in allen Bereichen nicht nur kläglich versagt, sondern an einer Veränderung in keiner Weise interessiert ist, kann eine kleine Organisation wie OLILEANYA eben auch nur das machen, was im Einzelfall sinnvoll und richtig ist.
Zum Schluss noch eine Bitte in Sachen Organisation:
Es gibt für alle drei Tätigkeitsfelder eigene Konto-Nummern. Die gespendeten Gelder können also direkt zugeordnet werden für das Haus (Kinder und hilfebedürftige Erwachsene), Farm oder Augenklinik. Das erleichtert die Buchhaltung und reduziert Bankgebühren.
Olileanya e.V. allgemein
IBAN: DE07 6429 0120 0056 9550 06 BIC: GENODES1VRW
Olileanya e.V. Augenklinik; nur für ärztliche Behandlung und Medikamente
IBAN: DE82 6429 0120 0056 9550 22 BIC: GENODES1VRW
Olileanya e.V. Aquaponik; für den Bau der Aquaponik-Anlage
IBAN: DE60 6429 0120 0056 9550 14 BIC: GENODES1VRW
Ganz zum Schluss möchte ich wie immer betonen, wie wichtig und hilfreich Unterstützung in jeglicher Weise ist und wie unendlich dankbar sie angenommen wird. Sehr wertvoll ist auch die weitere Verteilung der Informationen über OLILEANYA. Ich habe keine Zeit, in allen möglichen Foren unterwegs zu sein, beschränke mich auf WhatsApp und e-mails. Der seit Monaten abgestürzte Signal-Zugang wird hoffentlich in nicht allzuferner Zeit wieder hergestellt werden können.
Ihnen / euch allen eine friedliche Vorweihnachtszeit trotz aller Unsicherheiten und Turbulenten weltweit. Habt Dank für alle Zuwendungen im vergangenen Jahr.
Herzliche Grüße – Gabi Ayivi
Unterricht unterm Avocadobaum
Rundbrief vom 12.10.2024
Liebe Freundinnen, liebe Freunde, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya, liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben.
Dies wird der kürzeste Rundbrief in der nunmehr 13jährigen Geschichte von OLILEANYA. Er dient einer kurzen Bestandsaufnahme und der Information über einen wichtigen Termin noch in diesem Oktober:
Während des Aufenthaltes in Rottweil wurde ich von Frau Tanja Köhler, Psychologin, Buchautorin und Radiomoderatorin bei Antenne 1 und Radio Neckarburg, den Rottweiler Regionalsendern, zu einem Interview eingeladen, um OLILEANYA vorzustellen. Gerne bin ich dieser Einladung gefolgt. Wir können hier aufgrund der sich täglich zuspitzenden katastrophalen Situation nur durch eine möglichst breite Öffentlichkeit überleben – sowohl finanziell als auch emotional.
Die Sendung wird Ende Oktober ausgestrahlt, und zwar am 24.10.2024 und am 27.10.2024 – siehe auch nebenstehender Hinweis.
Es würde mich sehr freuen, wenn möglichst viele Menschen sich den Beitrag anhören würden. –> LINK zum Anhören
Jetzt gerade stecken wir in einer schweren Krise im Zusammenhang mit der Augenklinik bzw. sind akut von der überwältigenden Zunahme an Sorgen in allen Lebensbereichen betroffen, konkret im Bereich von schweren Diebstählen mit einem erheblichen Schaden.
Wir wurden seit Ende August vermutlich von Angestellten der Security-Firma bestohlen, die wir zu unserem Schutz engagiert hatten; einer Firma, die sich im Verlauf der letzten zwei Wochen als immer unseriöser offenbart hat. Gestern Vormittag waren wir gezwungen, die Angelegenheit an die Polizei zu übergeben. Im Moment steht Aussage gegen Aussage. Diese Entwicklung zerrt an unseren Nerven, legt nahezu alle Energie lahm. Ich muss mich erst mal sortieren und den Ausgang der Untersuchungen abwarten. Als Konsequenz muss die Eröffnung der Augenklinik bis in das nächste Jahr verschoben werden, was mir außerordentlich schwerfällt. Erst einmal müssen wir planen, wie wir die finanziellen Schäden ausgleichen können.
Wie bereits im Juni 2024 erwartet, war der Sommer 2024 wirklich sehr speziell. Reich an Gesprächen, mit einer Fülle guter und weniger guter Nachrichten, mit mehr oder weniger Interesse an Olileanya, dementsprechend mit mal mehr, mal weniger positiven Ergebnissen. Nach einer solchen Reise wäre es wünschenswert gewesen, erst mal zwei Wochen Urlaub zu haben, bevor ich mich wieder den Herausforderungen Nigerias stellen muss. Auch das ist leider nicht möglich. So bin ich seit dem 01.09. wieder voll mit der sich zuspitzenden Realität in diesem Land konfrontiert und versuche, nach Möglichkeit Wichtiges von weniger Wichtigem zu trennen – ebenfalls eine schwierige Angelegenheit in einem Land, in dem es an allen Ecken brennt.
Die Ignoranz der Politiker gegenüber der galoppierend zunehmenden Armut ist grenzenlos. Der Präsident Nigerias beantragt frei jeglicher Scham trotz einer bereits immensen Verschuldung bei der Weltbank ungeniert ein weiteres Darlehen in Höhe von 1,57 Milliarden Dollar, das ihm gewährt wird – in Nigeria versteht niemand, warum. Begründung dieses Mal: Verbesserung des maroden Gesundheits- und Bildungssystem. Solche Ziele wurden in den vergangenen Jahren vielfach angekündigt, dennoch hat sich die Situation immer weiter verschlechtert. Nigeria steht an erster Stelle weltweit, wenn es um die Anzahl von Kindern geht, die nicht in die Schule gehen. Auf die Gründe werde ich heute nicht eingehen können, sie sind vielschichtig. Ich werde im Rundbrief im Dezember darüber berichten.
Während im Norden Nigerias nach starken Überschwemmungen eine Cholera-Epidemie wütet und verschiedene Hilfsorganisationen seit Monaten vor einer der größten Hungerkatastrophen warnt, hält sich Herr Tinubu aktuell urlaubenderweise in Großbritannien auf.
All diese Ereignisse haben direkte Konsequenzen für unser tägliches Leben: Wenn die Kosten für alle Bereiche des Lebens in die Höhe schießen, fällt es uns von Tag zu Tag schwerer, unseren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Im Vordergrund steht nach wie vor die Sicherstellung von drei Mahlzeiten am Tag für die Kinder sowie die Bezahlung der Schulgebühren.
Nachfolgend ein paar Links auf Artikel zur aktuellen Situation in Nigeria:
Nigerians outraged by president’s new plane
https://www.bbc.com/news/articles/cy4ydd2x5x2oWorld Bank approves $1.57 billion loan for Nigeria
https://www.reuters.com/world/africa/world-bank-approves-157-billion-loan-nigeria-2024-09-30/FG alerts 11 states as Cameroon plans Lagdo dam release
https://punchng.com/fg-alerts-11-states-as-cameroon-plans-lagdo-dam-release/Krise in Nigeria Ein Land im freien Fall
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/krise-nigeria-100.htmlCholera outbreak surged by 220% in 2024-NCDC
https://punchng.com/cholera-outbreak-surged-by-220-in-2024-ncdc/Nigeria und Sudan: Cholera Ausbruch
https://tropeninstitut.de/aktuelle-krankheitsmeldungen/07.10.2024-nigeria-sudan-cholera
Neben all den Links mit negativem Inhalt darf ich Gott sei Dank auch Positives berichten:
Ich konnte bei einer meiner Lieblingstätigkeiten, dem Netzwerken, einen schönen Erfolg verbuchen. Die Gemeinschaftsschule Eschach-Neckar in Deisslingen ist eine Patenschaft für unser Therapeutic-Day-Care-Center eingegangen, der integrativen Schule, in die unsere Kinder gehen. Ich wünsche diesem noch zarten Pflänzchen ein erfolgreiches Wachstum und den beteiligten LehrerInnen und Kindern einen regen Austausch zwischen den verschiedenen Welten. Mein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an Herrn Bürgermeister Ulbrich für sein Engagement.
Das Aquaponik-Projekt geht voran! Im Verlauf des Sommers war das Gras wieder über mannshoch geschossen (Tropen halt!), das Gelände musste ein zweites Mal gerodet werden. In diesem Zuge wurde es auch eingeebnet und sieht jetzt sehr viel besser aus als noch im Juni. Mary hatte ein kleines Maisfeld angelegt, weshalb wir im September unseren ersten Mais ernten und zu Mahlzeiten verarbeiten konnten. Im Rahmen der Aufräumarbeiten wurden auch die reifen Kochbananen in Sicherheit gebracht, bevor die Mutterstaude gefällt wurde. All das sind Ergebnisse, die mit viel Freude in der Küche verwendet werden und unser Budget entlasten. Bald werden auf dem größten Teil des Geländes die Gewächshäuser stehen, die Bauteile sind seit heute, dem 12.10., auf dem Weg nach Emene. Spätestens in vier Wochen soll alles fertig sein.
Parallel dazu werden das Büro des Managers und seines Teams sowie ein kleiner Hofladen entstehen. Ich werde versuchen, diese Entwicklung engmaschig zu dokumentieren und lade deshalb dazu ein, öfter mal auf die Website zu schauen, wie es vorangeht.
Hoffentlich können die negativen Ereignisse seit August im Verlauf des Herbstes geklärt und aufgearbeitet werden, damit der nächste Rundbrief ein Freudenbrief werden kann.
Für heute habe ich nur einen Wunsch: bleibt /bleiben Sie gewogen. Es ist mir sehr bewusst, dass Nigeria nicht der einzige Brennpunkt auf unserem geschundenen Planeten ist. Es gibt unendlich viel Not, die gelindert werden muss. Für mich und die Menschen, die mit mir arbeiten, stehen jedoch unvermindert die Menschen im Vordergrund, die auf unsere Hilfestellung vertrauen. Und es wäre extrem bitter, wenn das, was wir alle zusammen in mittlerweile fast mehr als 13 Jahren aufgebaut haben, zusammenbrechen würde. Deshalb versichere ich zum wiederholten Mal, dass jede Spende dankbar begrüßt und ihrem Zweck entsprechend zum Einsatz kommt.
Emene, 12.10.2024
Das Fundament für den Hofladen und das Haus für den nachtwächter. Unser Maurer ist einfach Spitze!
Rundbrief vom 05.06.2024
Liebe Freundinnen, liebe Freunde, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya,
liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas
über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben.
Der Sommer 2024 wird hoffentlich ein ganz besonderer werden. Wir haben im vergangenen Jahr mehr erreicht als jemals zuvor innerhalb eines so kurzen Zeitraumes. Dementsprechend intensiv waren die vergangenen 10 Monate seit unserer Rückkehr im September 2023.
Für mich persönlich markiert das Jahr 2024 ein herausragendes Ereignis: Im März 2014 bin ich endgültig nach Nigeria übersiedelt nach einer jahrelangen Vorbereitungszeit.
Das heißt, wir feiern dieses Jahr das 10jährige Bestehen unseres Hauses für CHILDREN WITH SPECIAL NEEDS, das ursprünglich geplant war als ein Haus für Aidswaisen.
Ganz bewusst bekam es den Namen „House Nno“ = Willkommen. Als ich dem Ministry of Gender affairs, das für die Genehmigung des Betriebes zuständig war, mein anfängliches Projekt vorstellte, stellte sich nach wochenlangen Diskussionen und Rückfragen heraus, dass der Staat Enugu für eine solche Personengruppe kein Programm in der Schublade hat. Das hat sich letztendlich als sehr positiv erwiesen, da ich daraufhin das Haus einer größeren Gruppe von betroffenen Kindern und Jugendlichen öffnen konnte, als ich es zunächst andachte. Es war meine erste Erfahrung mit der Tatsache, dass man in diesem Land äußerst flexibel sein muss. In allen Altersklassen vom Baby bis zum Jugendlichen haben wir in den vergangenen 10 Jahren alle möglichen Krankheitsbilder betreut. Wir haben bis heute lediglich einen durchgehenden Grundsatz: Es werden immer Kinder aus den ärmsten Bevölkerungsschichten aufgenommen, deren Eltern/Angehörige eine medizinische Betreuung nicht finanzieren können bzw. aufgrund der Schwere des Krankheitsbildes eine solche Anstrengung als unnötig erachten. Bis auf zwei Geschwisterkinder waren bzw. sind alle Kinder Voll- oder Halbwaisen. Sie alle haben unter der finanziellen Unterstützung ihrer Patinnen und Paten hier einen Platz gefunden, an dem sie die erforderliche Behandlung und Betreuung erfahren mit einer möglichst umfangreichen Förderung, die ihren jeweiligen Begabungen entspricht.
Durch den oft jahrelangen Aufenthalt ohne Altersbegrenzung konnten vier Jugendliche einen Schulabschluss erreichen, eine Schülerin ist an eine katholische Universität übergewechselt und mittlerweile im zweiten Studienjahr. Die jeweiligen Entwicklungen können in den vorangegangenen Rundbriefen nachgelesen werden.
Im Verlauf der Jahre wurden wir aber auch immer mehr mit anderen Problemfeldern konfrontiert. Man kann in Emene nicht mit Scheuklappen unterwegs sein, das Elend springt einen von allen Seiten an.
Und damit bin ich direkt in der Gegenwart angelangt. Zum 01.05.2024 haben wir einen weiteren kleinen Jungen aufgenommen, obwohl wir eigentlich keinen Platz mehr haben. Aber es wäre ein schweres Versäumnis, wenn wir es nicht gemacht hätten. Es handelt sich um Sochima, der im August 9 Jahre alt wird. Er hat sich uns buchstäblich zu Füßen gelegt, und damit war die Entscheidung gefallen. Dr. Obinna und ich hatten eine Elendssiedlung außerhalb von Emene besucht, in der Flüchtlinge aus dem Nachbarstaat Ebonyi leben – sog. nigerianische Binnenflüchtlinge. In den Dörfern finden häufig Streitigkeit um Land statt, die sehr gewalttätig verlaufen, mit vielen Todesopfern. In deren Rahmen verlassen Frauen, Kinder und Alte ihre Häuser und kommen nach Enugu, um hier Schutz zu finden. Es ist ihnen erlaubt, wenigstens Lehmhütten zu bauen, die Lebensbedingungen sind aber ausgesprochen desolat. Es gibt kein Wasser, keine Arbeit, rein gar nichts. Von Zeit zu Zeit kommt jemand vorbei, der Lebensmittel spendet.
Die Mutter von Sochima spricht jeden Besucher auf Röntgenbilder ihrer Lunge an, die sie vorzeigt. Sie leidet seit vielen Jahren an einer Tb, der rechte Lungenflügel ist kollabiert, sie bekommt kaum Luft. Als wir sie auch nach ihren Kindern fragten, stellte sich heraus, dass der Sohn Sochima schwer an Malaria erkrankt war. Sie hat ihn dann zwar aus der Hütte geholt, er hat sich aber umgehend auf den Boden gelegt, weil er zum Stehen einfach zu schwach war. Ihn zu sehen, war entsetzlich. Mit fast 9 Jahren knapp 17 kg schwer, ohne Energie, aber mit einem schüchternen Lächeln im Gesicht. Dr. Obinna meinte, es wäre ein Segen für ihn und seine Mutter, wenn er bei uns einziehen könnte, auch wenn er kein Bett für sich alleine hat. Bei der Mutter hat er gar kein Bett, nur eine Matte auf dem gestampften Boden. Er ist wirklich ein wunderbarer Junge, blüht auf, ist fröhlich, geht mit Begeisterung in die Schule und verträgt sich mit allen Kindern hier im Haus.
Also suche ich einmal wieder nach einer Patin / einem Paten, die / der ihn unterstützen möchte. Bitte melde dich / melden Sie sich bei mir, wenn Interesse besteht. Er könnte nicht mal mittelfristig in diesem Flüchtlingscamp überleben.
Augenärztliche Ambulanz
Sehr dankbar bin ich dafür, rechtzeitig zum 10jährigen Jubiläum endlich die Fertigstellung der augenärztlichen Ambulanz verkünden zu dürfen, deren Bau sich über 7 Jahre hinweg erstreckte. Am 27.05.2024 haben wir die Einweihung gefeiert, im Herbst werden wir mit der konkreten Arbeit beginnen können.
Die Spendensammlung in diesem Sommer soll in vollem Umfang der Aufnahme der ärztlichen Tätigkeit in der Ambulanz dienen. Die Bezuschussung des deutschen Blindenhilfswerkes diente der Fertigstellung und Ausstattung des Gebäudes. Eine Anschubfinanzierung für Personal und Nebenkosten der künftigen Behandlungen sind nicht integriert. Bei einem Patientenstamm, der überwiegend keine Behandlungskosten tragen kann, sind wir in der Anfangsphase auf einen Mix von solventen Patienten und Spenden von außerhalb angewiesen. Leider ist bei einer Ausgangslage wie in Nigeria der Gedanke der Solidarität äußerst unterentwickelt. Zunehmend sorgt sich jede(r) in erster Linie um sich selbst, der leidende Nachbar wird ausgeklammert.
Aquaponik
Ein weiteres Tätigkeitsfeld erschloss sich vor längerer Zeit, als die Versorgung mit frischen Lebensmitteln im Südosten von Nigeria immer prekärer wurde. Alles, was aus dem Hochland Nigerias bei einem drastischen Anstieg der Benzinpreise in unsere Region transportiert werden muss, ist seit Monaten von schlechter Qualität und nahezu unbezahlbar. Diesen Umstand habe ich auch schon vor der aktuellen Krise thematisiert, im Sommer letzten Jahres wurde ein entsprechender Antrag beim Land Baden-Württemberg, Abteilung Entwicklungszusammenarbeit, auf Finanzierung einer Aquaponik-Anlage gestellt. Dieser wurde abgelehnt; mir wurde beschieden, dass ich die Zielsetzung einer solchen Planung nicht hätte deutlich genug machen können. Angesichts der Tatsache, dass dieses Thema existentiell für die hiesige Bevölkerung ist, ist eine solche sehr oberflächlich begründete Ablehnung mehr als bitter und zeugt von wenig Einsicht in die tatsächliche Situation im Land!
Gott sei Dank konnten wir im Herbst 2023 mit privater Hilfe ein Stück Land erwerben und haben im ausgehenden Winter 2024 eine weitere Spende bekommen, um Gewächshäuser errichten zu können. Ich bin unendlich dankbar, dass ich damit unserer eigenen Zielsetzung folgen kann, die den Interessen der Menschen um mich herum entspricht: bezahlbares Gemüse und Salat, frisch vom Feld, von guter Qualität. Geplant ist weiterhin ein „Hofladen“ für den täglichen Bedarf der Umgebung.
Leider dient die Planung des neuen Governors nach meiner Überzeugung nicht der Lösung des durchgehenden Problems, wie der nachstehende Link unschwer beweist:
https://petermbah.net/2023/10/31/gov-mbah-vows-to-eradicate-hunger-poverty-as-enugu-celebrates-world-food-day/
Ein großflächiger Anbau von Kasava soll die Armut und den Hunger der Bevölkerung besiegen. Tatsache ist, dass eine einseitige Ernährung durch Kasava lediglich die Mangelernährung befördert. Investoren sind vermutlich eher an ihrem eigenen Profit interessiert als an hungrigen Kindern und Eltern, die sich aktuell noch nicht einmal mehr den Kauf einer Tomate für ihre Sauce leisten können. Ich hätte mir gewünscht, dass es am Welthungertag eine Grundration an Nahrung für Schulen und in Kirchen gegeben hätte. Stattdessen werden mit stolzgeschwellter Brust große Reden geschwungen, von denen leider niemand satt wird.
Die grundsätzliche Situation in Nigeria
Die grundsätzliche Situation in Nigeria wird seit der vor etwas mehr als einem Jahr neu „gewählten“ Regierung immer hoffnungsloser, verwirrter, undurchsichtiger, sinnloser. Es herrscht wilder und hilfloser Aktivismus. Der leidenden Bevölkerung werden Maßnahmen aufgebürdet, bei denen man verzweifeln könnte. Ich persönlich kann den Betrieb der verschiedenen Bereiche nur aufrecht erhalten durch eure / Ihre Spenden, weiß aber nicht, wie lange das noch funktioniert. Wenn ich der Erkenntnis folge, dass 85% der Bevölkerung in Enugu unterhalb der Armutsgrenze leben, wird klar, dass ich sehr bald am Ende meiner Möglichkeiten angelangt sein werde. Und wenn 1 Liter der aus Europa importierten H-Milch mittlerweile umgerechnet mehr als 4 Euro kostet für einen Haushalt von 17 Personen, wird weiterhin deutlich, dass das nicht mehr lange gut gehen kann. Die Preise allein von Lebensmitteln haben sich verdreifacht / vervierfacht, je nach Produkt. Die Preise für Benzin – und damit für alle Transporte – bestimmen die Preise für alle Güter. Die Gestaltung ist rein willkürlich, wird durch nichts reguliert.
Zum Abschluss dieses Rundbriefs möchte ich Ihnen dennoch eine kleine, aber sehr nette Überraschung präsentieren. Wie es das Schicksal fügte, sind all unsere Aktivitäten (Haus Nno – Olileanya Augenklinik – Olileanya „Green Garden“ Farm) in unmittelbarer Umgebung angesiedelt, sozusagen wie Perlen auf einer Kette aufgefädelt. Mit Hilfe des wunderbaren Mediums „Google Earth“ haben wir eine Draufsicht gebastelt, die diesen Umstand sichtbar macht. Alles ist in wenigen Minuten fußläufig erreichbar. Ich finde das hervorragend, weil es viel Zeit und Energie spart, von hier nach da zu kommen. Wir werden davon in Zukunft mit Sicherheit noch sehr profitieren.
Diesem Brief ist die Liste der im Süden von Ba-Wü im Juli 2024 stattfindenden Veranstaltungen angefügt. Ein Termin für Rottweil selbst steht noch aus, wird ggf. gesondert bekannt gegeben.
Im August geht es traditionell wieder in den hohen Norden an die Ostsee. Auch hier gibt es noch keinen festen Termin. Er wird ebenfalls zu gegebener Zeit nachgereicht werden.
Weiterhin möchte ich nach wie vor dringend darum bitten, bei Ihren Überweisungen die verschiedenen Konto-Nummern der entsprechenden Tätigkeitsbereiche zu beachten. Außerdem muss zwingend eine Adresse angegeben werden, wenn eine Spendenbescheinigung gewünscht wird. Bei einer Spende bis zu 300 Euro ist die Vorlage des Kontoauszuges oder des Bankbeleges beim Finanzamt ausreichend.
Für heute möchte ich mich verabschieden. Es wäre schön, wenn wir uns bei der einen oder anderen Veranstaltung begegnen würden oder auch ganz einfach irgendwo auf der Straße. Ich freue mich darauf.
Herzliche Grüße – eure / Ihre Gabriele Ayivi mit Anhang
Vorträge Juli 2024
10.07.2024 19.00 Bühl – Baden; Gemeinde in der Konkordia, Eisenbahnstraße 31, 77815 Bühl / Baden
14.07.2024 14.00 Uhr OLILEANYA e.V. Jahreshauptversammlung, Café Bienenkönigin, 78658 Zimmern o.R.,
Gäste sind herzlich willkommen, Anmeldung erbeten
16.07.2024 19:00 Uhr Diakonie / Aktion Mensch, Krlstraße 31, Blaubeuren
18.07.2024 19.00 Reutlingen City-Kirche (vormals Nikolai-Kirche), Nikolaiplatz 1, 72764 Reutlingen
19.07.2024 Tübingen, 19.00 Uhr Vortrag Stadtteiltreff Waldhäuser Ost, Berliner Ring 20, 72076 Tübingen
Eventuell finden im August noch weitere Veranstaltungen in Villingen und Rottweil statt.
Rundbrief vom 25.12.2023
Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya, liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben.
Ein weiteres halbes Jahr ist vergangen, und ein weiteres Mal steht Weihnachten vor der Tür. Es gibt vieles, was belastet und ängstigt. Dabei bestehen zu Weihnachten doch genug Gründe, um sich zu freuen und dankbar zu sein.
Ich möchte also einmal alles an den Eingang stellen, was uns im vergangenen Jahr an überraschenden / wunderbaren / überreichlichen Gaben zugeflossen ist.
Gleich zu Anfang, im Januar, kam der Augenklinik-Bus hier an. Er hat in den vergangenen Monaten eine Rundumerneuerung durchlaufen. Der Diesel-Motor wurde durch einen Benzin-Motor ausgetauscht, alle Kratzer und Beulen seines langen und ereignisreichen Lebens in Deutschland wurden beseitigt, und er bekam eine neue Farbe. Jetzt steht er da wie eine Eins und wartet auf einen möglichst baldigen Einsatz.
Bei der Ärzteinitiative hatte ich mich bereits im Mai im letzten Rundbrief bedankt. Durch eine weitere, gezielte Einzelspende konnte die Verwandlung vom hässlichen Entlein in einen schönen Schwan erfolgen. Vielen Dank nach Brandenburg!
Eine wirklich überwältigende Spende wurde uns im Sommer zuteil. Im Rahmen des Aquaponik-Projektes, das ich bereits im letzten Rundbrief vorstellte und für das ich im Rahmen meiner Dia-Vorträge Werbung machte, planten wir den Kauf eines geeigneten Grundstücks. Noch vor der Rückreise bekamen wir eine Spende, mit der wir einen Großteil des Kaufpreises bewältigen konnten. Dieser Dank geht nach Mecklenburg-Vorpommern. Das noch fehlende Geld ging im Verlauf der nächsten Wochen ein, so dass wir am 24.10.2023 den Kaufvertrag unterschreiben konnten.
Es ist wunderbar, welch vielfältige Ideen ersonnen werden, denen ich mich besonders nah fühle, z.B. in Form von Musik und Handarbeiten: Der Chor, in dem ich selbst über Jahre hinweg mitsingen durfte, veranstaltete im Frühjahr ein überwältigendes Benefiz-Konzert. Ein paar Monate später fand in Rottweil ein weiteres Benefiz-Konzert statt, dieses Mal als Jazz-Session. In beide Richtungen geht unser begeistertes Dankeschön, sowohl an die Veranstalter als auch an die Musizierenden!
Last but not least wird genadelt, und zwar im Schwarzwald. Dabei hatte sich die handarbeitende Frau die Schildkröte ausgeguckt, um sie auf völlig neue Weise in Szene zu setzen: als Memory-Spiel.
Sie wusste damals noch nicht, dass Mbe, die Schildkröte, das Wappentier von Olileanya ist.
Im weiteren Verlauf erweiterte sie ihre Produktpalette um Topflappen, Socken, Pulswärmer und – und – und. So schnell scheinen Frau G. die Ideen nicht auszugehen. Der Erlös kommt Olileanya zugute. Wir freuen uns sehr!
In all diesem Trubel fand ein langer Aufenthalt in Deutschland statt, einer der längsten, den ich jemals hatte. Es war geplant, dass unser Hausarzt in dieser Zeit ein vierwöchiges Volontariat in Dietingen absolvieren sollte. Leider verlief die Visum-Vergabe der Deutschen Botschaft in Lagos derart schleppend, dass sich seine Abreise um mehrere Wochen nach hinten verschob.
Durch die große Geduld und die Großzügigkeit unserer gastgebenden Familie war es überhaupt erst möglich, dass wir den daraufhin entsprechend verlängerten (gesamten) Zeitraum über in Dietingen wohnen konnten. Herzlichen Dank an diese Adresse! Ein weiteres Dankeschön geht an das Team der einladenden Arztpraxis – Dr. Aninwada hat sich bei euch ausgesprochen wohl gefühlt. Er kam mit riesigem Gepäck an neuen Eindrücken und Kenntnissen zurück nach Enugu und kann vieles davon im Interesse seiner hiesigen Patienten umsetzen.
Weitere Danksagungen werden in der jeweiligen Rubrik zur Sprache kommen.
Augenärztliche Ambulanz
Seit der Rückkehr aus Deutschland gehen die Arbeiten wieder mit Riesenschritten voran, was richtig viel Spaß macht. Der Schreiner hat mit der Möblierung begonnen und die Maler sind fleißig dabei, Farbe auf die Wände zu bringen. Eine Gruppe von jungen Flaschnern, die an einem einjährigen Fortbildungsprogramm für junge Handwerker an einer Universität in Enugu teilnahmen, nutzten die Gelegenheit, zu Übungszwecken und ohne Arbeitslohn mit ihrem Vorarbeiter die Installationsarbeiten im Innenbereich durchzuführen. Wir sind sehr zuversichtlich, noch im ersten Quartal 2024 mit den Sprechstunden beginnen zu können.
Außenarbeiten Augenklinik
Hier entsteht gerade das Gebäude für das Security-Personal
Hierzu ein Nachtrag vom 22.01.24
Der Bau der Augenklinik geht mit Riesenschritten voran, was sehr ermutigend ist. Im Moment bin ich sehr zuversichtlich, dass wir gut vorbereitet am 01.04.2024 mit den Sprechstunden beginnen können.
Lepra – Camp bzw. Nike Centre for the Disabled
Nach wie vor finden die monatlichen Arztbesuche im vormaligen Lepra-Camp vor den Toren Emenes statt. Die Betreiber der Einrichtung, die Marist-Brothers, haben ihr inzwischen einen anderen Namen gegeben: Nike Centre for the Disabled.
Es sollen künftig auch Menschen mit anderen Beeinträchtigungen aufgenommen werden, was sich für uns in den letzten Tagen als sehr positiv erwiesen hat. Vor einigen Jahren war mit finanzieller Unterstützung von Olileanya ein blinder Mann am Grauen Star operiert worden, wonach er wieder sehen konnte. Durch einige widrige Umstände, die er nicht zu verschulden hatte, konnte er leider die Nachsorge nicht mehr durchführen, er hatte auch nicht mehr die Möglichkeit, aus seinem weit abgelegenen Dorf hierher zu kommen. Leider wechselte gleichzeitig die Leitung der Augenklinik, so dass der Mann komplett in Vergessenheit geriet. Ganz zufällig erkannte ihn eine frühere Mitarbeiterin der Ambulanz völlig verwahrlost, bettelnd und wieder erblindet auf einem Markt weit entfernt von Enugu wieder, und informierte mich am nächsten Tag über die desolate Situation. Es ist uns gelungen, bei den Marist-Brothers ein Zimmer zu bekommen, in das er noch im alten Jahr einziehen kann. Im Camp fand sich darüber hinaus eine zuverlässige Person für die künftige Betreuung von E., so dass ein gutes Einleben in der neuen Umgebung und künftig die tägliche Versorgung gewährleistet sind.
Durch den Umzug nach Emene ist auch die ärztliche Betreuung engmaschig wieder gegeben. Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung und ich bin vor allem glücklich über den wachen Blick von Sr. Ifunanyia, die E. trotz seiner Verwahrlosung nach Jahren wiedererkannt hatte.
Wir haben also wieder einmal Bedarf an der finanziellen Unterstützung eines erwachsenen Menschen. Nach wie vor gibt es keine auffangenden Strukturen im Land, in keinerlei Hinsicht, weder in Form von pflegerischen noch von finanziellen Angeboten, trotz der vollmundigen Ankündigungen des Herrn Präsidenten, der nicht aufhört, seine Segnungen für das große Heer von Bedürftigen in den Medien anzukündigen und zu lobpreisen.
Hierzu ein Nachtrag vom 20.01.24:
Am 10.01.2024 konnte Emanuel Eze endgültig in sein Zimmer in Emene einziehen. Er ist überglücklich. Die junge Frau, die ihn in seinem Heimatort lose begleitet hat, brachte ihn nach Enugu, wo er in unseren Bus umsteigen und das letzte Stück seiner Reise bewältigen konnte. Er hat jetzt wieder ein Bett, eine Toilette und Dusche auf dem Flur. Unser Maurer hat ihm eine wunderbare Rampe gebaut, damit er fast barrierefrei in seinen Wohnbereich kommt.
Es war das erste Mal seit Jahren, dass ich ihn wieder gesehen habe, und ich war schockiert. Völlig verwahrlost und abgemagert, aber glücklich kam er hier an. Und was niemand wusste bzw. erwarten konnte: Er hat eine große offene Wunde am linken Unterschenkel, der in keiner Weise mehr durchblutet ist. Dr. Obinna hat ihn am nächsten Tag sofort untersucht. Heute fand ein Termin bei der Augenärztin statt, in der nächsten Woche soll eine Doppler-Sonografie durchgeführt warden, ein Blutzucker-Belastungstest steht an sowie eine Spezialuntersuchung der Nieren. All das ist mit viel Aufwand verbunden. Einen Teil davon kann Gott sei Dank Chibuzo übernehmen, sonst wäre ich komplett überfordert und könnte in der kommenden Woche außer Arztbesuchen nichts mehr bewältigen. Wenn die Schlimmste aller Möglichkeiten eintritt, muss das linke Bein unterhalb des Knies amputiert werden. Ich werde kein Foto des Beines zeigen, der Anblick ist nichts für schwache Nerven.
Die Situation ist auf jeden Fall dramatisch in jeder Hinsicht. Aus diesem Grunde suchen wir sehr dringend nach einem Paten für den 57Jährigen, damit wir die bevorstehende Diagnostik und künftige ärztliche Behandlung adäquat durchführen und ihn gut versorgen können.
AQUAPONIK
Über das Projekt selbst habe ich ja bereits im Mai ausführlich berichtet und weiter oben darüber, dass wir das Grundstück meiner Träume inzwischen kaufen konnten. Im Sommer hatten wir einen Antrag beim Land Baden-Württemberg gestellt, um im Rahmen der ‘Stiftung Entwicklungszusammenarbeit’ einen finanziellen Zuschuss für den Aufbau einer solchen Anlage zu bekommen. Leider wurde dieser Antrag im Herbst ohne weitere Begründung abgelehnt – eine riesige Enttäuschung für uns hier vor Ort. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als nochmal mit dem Klingelbeutel um Spenden zu bitten. Wir planen, zunächst kleiner als ursprünglich vorgesehen anzufangen, um wenigstens eine Grundversorgung für die nächste Umgebung aufbauen zu können. Die Ernährungssituation ist aufgrund der Misswirtschaft des Staates beelendend. Die Preise auch für Grundnahrungsmittel erreichen Höhen, die in den letzten Jahrzehnten nicht vorstellbar waren. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit rapide an. Ein Ende ist nicht absehbar. Die meisten Menschen im Südosten werden sich das traditionelle Weihnachtsessen ‘Huhn mit Reis’ nicht leisten können. Der bekannte Galgenhumor der Igbos mündet in der Nachricht, dass das Jahr 2023 für Geflügel ein sehr gutes Jahr sei. Ein hoher Prozentsatz derer, die eigentlich für den Kochtopf vorgesehen waren, werde mit Sicherheit am Leben bleiben dürfen!
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass für das Aquaponik-Projekt bei der Volksbank Rottweil eine gesonderte Konto-Nummer eingerichtet wurde:
IBAN DE82 6429 0120 0056 9550 14
Wir werden auf jeden Fall sehr engmaschig über die weitere Entwicklung berichten.
Hierzu ein Nachtrag von 22.01.24
Inzwischen haben wir eine etwas ausführlichere Begründung zu der Ablehnung unseres Antrags erhalten. Zum Einen seien wesentich mehr Anträge eingegangen als erwartet, so dass nicht jeder hätte bedient warden können. Das ist nachvollziehbar.
Die weitere Argumentation kann ich allerdings nicht nachvollziehen: ich hätte nicht ausreichend unsere Zielsetzung dargestellt… In einem solchen Fall hätte ich erwartet, dass nachgefragt wird, um die Lücken in meiner Begründung zu füllen. Aus diesem Grund waren sowohl e-mail-Adresse und Tel. Nr. Angegeben worden. Ich finde meine Begründung nach wie vor schlüssig und klar: Die Ernährungssituation muss nachhaltig verbessert werden. Die Nahrungsmittel müssen bezahlbar werden und mit einem gezielten Vermarktungssystem auch bezahlbar bleiben. Dies erreicht man, indem die maßgeblichen Verursacher der hohen Kosten eleminiert werden: Transport bei rasant steigenden Benzinkosten, Zwischenhandel, Zahlung von Schmiergeldern an den zahlreichen Kontrollposten auf der Strecke zwischen dem Erzeuger und dem hiesigen Verkäufer.
Das Beispiel von Emanuel Eze – siehe Rubrik Lepra-Camp – zeigt auf exemplarische Weise, wodurch vermeidbare Erblindung verursacht wird: einseitige Ernährung über einen langen Zeitraum hinweg durch überwiegend kohlehydrathaltige Kost, hohe Sonneneinstrahlung, extreme Armut. Ein solches Schicksal macht nicht nur traurig, es macht auch sehr wütend. In der Folge entstehen jetzt auch hohe Kosten, um weiteren Schaden von ihm abzuwenden.
Ich bitte also ein weiteres Mal inständig um Unterstützung, um dieses absolut notwendige Projekt zu ermöglichen. Wer sich über Google mit dem Thema beschäftigt, lernt ein weltweit hervorragend funktionierendes System kennen, das in unserer Region zum Wohle der Bewohner eingesetzt werden wird und ein hohes Entwicklungspotential in sich birgt. Ich bitte Sie darum, unser Anliegen in Ihren sozialen Netzwerken zu verbreiten.
Politik
Die Situation für die Bevölkerung spitzt sich täglich zu. Die Inflation ist im November bei einer Steigerung von mehr als 27% angekommen, ein Ende ist nicht abzusehen. Der Preis für Benzin stieg um nicht vorstellbare mehr als 200%! Mit dieser Steigerung wird die gesamte Teuerungswelle begründet. In Nigeria müssen alle Güter auf miserablen Straßen in z.T. äußerst maroden LKWs an die jeweiligen Bestimmungsorte transportiert werden. Die Gebühren für den Transport werden logischerweise auf die Produkte geschlagen. Vor Weihnachten wird es besonders dramatisch. Nach wie vor hat das Land sich nicht von der Geldreform erholt. Seit dem Herbst letzten Jahres sind die alten Geldscheine, die offiziell verbrannt worden waren, um die neuen Scheine einzuführen, auf wundersame Weise wieder im Umlauf. Dennoch besteht nach wie vor eine katastrophale Knappheit an Bargeld. Am 19.12.23 gab es z.B. bei der Zweigstelle der alteingesessenen FirstBank in Emene eine Begrenzung von Auszahlungen auf 20.000 Naira. Das sind umgerechnet ca. 20 Euro – und das kurz vor Weihnachten bzw. dem Jahreswechsel.
Nigeria ist seit der Wahl Tinubus ein El Dorado für Satiriker. Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für schwarzen Humor kommen voll auf ihre Kosten. Es würde zu weit führen, hier alle Facetten aufzuführen. Deswegen möchte ich nur die herausragenden Themen herausgreifen:
Die Gewalt nimmt lawinenartig zu. Es kam in den letzten Monaten zu einer enormen Steigerung von Entführungen. Raubmord und Lynchjustiz sind an der Tagesordnung, und zwar nicht etwa nur im Schutz der Dunkelheit und an entlegenen Orten, sondern in aller Öffentlichkeit und ohne Rücksicht auf Ort und Zeitpunkt des Geschehens. Selbst vor Schulbussen, voll besetzt mit Kindern auf dem Rückweg nach Hause, schrecken die Gangster nicht zurück. Dies alles findet keinen Eingang in die internationale Presse. Nach wie vor gelingt es den Politikern, sich günstig darzustellen. Und noch immer geht in Deutschland die Mär um, dass in Nigeria Demokratie herrsche. Wer hier lebt und sich jeden Tag durchbeißen muss, kann diese Blauäugigkeit in keiner Weise nachvollziehen. Im Rahmen der Vertragsverhandlungen zwischen Bundeskanzler Scholz und der Regierung Nigerias war versichert worden, dass die erwirtschafteten Gelder für die Verbesserung der Infrastruktur, zur Minderung der Armut und zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung eingesetzt würden. Kurze Zeit später wurde genauso ungeniert im Nachtragshaushalt für 2023 das Budget der medizinischen Belange AUF NULL! zusammengestrichen. Und wiederum nahezu zeitgleich fordern sog. Verantwortliche der Regierung Nigerias in den USA und dem englischen Königreich Angestellte des dortigen Gesundheitswesen dazu auf, nach Nigeria zurückzukehren, um ein Gesundheits-El Dorado für Touristen aufzubauen. Der Governor von Enugu träumt von einer Zukunft unseres kleinen Bundesstaates, die einen Vergleich mit Dubai nicht zu scheuen brauche. All diese Heilsverkünder scheinen unter einem umfassenden Realitätsverlust zu leiden.
Für diejenigen, die gerne stöbern, füge ich eine kleine Kostprobe von Links (-> HIER clicken) zu den jeweiligen Pressemeldungen bei, die hier viral umgehen. Sie sorgen gleichermaßen für Belustigung wie für Empörung, je nach Temperament und Personengruppe. Aber nur wer Nigeria aus der Innenschau kennt, weiß um die klaffende Lücke zwischen Utopie und Wirklichkeit.
Haus Nno
Ganz zum Schluss kommt der Bereich, von dem zu meiner großen Freude nur Positives zu berichten ist. Bis auf die üblichen Malaria-Attacken blieben alle Kinder das Jahr über stabil gesund. Sie haben sich ausnahmslos gut entwickelt, die diversen Pubertäten verlaufen weitgehend störungsfrei. Es scheint uns zu gelingen, die Bedrohungen der Welt außerhalb unseres Tores zu lassen. Das ist ausgesprochen befreiend.
Maßgeblich zur Entspannung trägt auch die stressfreie Personal-Situation bei. Nach wie vor begleitet uns Dr. Obinna im Falle akuter Erkrankungen für einen mittlerweile sehr erweiterten Personenkreis so zuverlässig wie unaufgeregt. Chibuzo als fundierter Kenner der Szene und nimmermüder Erklärer nigerianischer Politik wurde in den vergangenen 12 Monaten unersetzlicher Problembewältiger im Umgang mit den Handwerkern der Augenklinik. Und Mary ist als Organisatorin des Haushalts, sensationell gute Köchin und begeisterte Bäckerin nicht mehr wegzudenken. Durch ihre ruhige und stets freundliche Art ist sie der absolute Ruhepol im Haus.
Wesentlicher Bestandteil dieses umfassenden Wohlfühlens ist ein Geschenk, das uns von der Deutschen Botschaft in Lagos zuteil wurde: Von dort wurde der Antrag auf finanzielle Bezuschussung einer Photovoltaikanlage bewilligt. Diese wurde im Spätsommer auf’s Dach gebaut, und zwar ebenfalls von Teilnehmern des bereits erwähnten Fortbildungsprogramms an einer katholischen Universität in Enugu. Seit Fertigstellung der Maßnahme sind wir zu einem Großteil unabhängig von der staatlichen Stromzufuhr. Vielen Dank an die jungen und engagierten Männer, die ohne Vergütung die Anlage auf dem Haus installierten. Der nahezu tägliche Wegfall von Elektrizität bereitet uns keine Kopfschmerzen mehr, unser altgedienter Generator durfte in den Ruhestand gehen.
Die Anwesenheit der jungen Elektriker hatte auch einen ausgesprochen positiven Nebeneffekt: es stellte sich heraus, dass einer der Teilnehmer sowohl Klavier spielen kann als auch Leiter eines Kinderchores ist. Wir haben die Chance beim Schopf gepackt und ihn als künftigen Lehrer unseres hauseigenen Kinderchors eingestellt – zur Begeisterung aller Beteiligten!
Und auch Rita und ihrem Baby geht es hervorragend. Für die Beiden fand sich vor ein paar Wochen eine Patin, so dass ich mich beruhigt zurücklehnen kann, was die weitere tägliche Versorgung anbelangt. Rita hat sich in der neuen Umgebung sehr gut eingelebt. Sie genießt ihr eigenes kleines Reich in vollen Zügen, die kleine Sochima gedeiht hervorragend.
Im nächsten Jahr feiern wir das 10jährige Bestehen des Hauses Nno! Das neue Jahr wird also vermutlich genau so turbulent weitergehen, wie 2023 aufgehört hat. Ich freue mich darauf. Was mich glücklich macht, ist die Erfahrung, dass wir nach wie vor den Blick auf die kleinen Dinge behalten konnten. Immer noch kümmern wir uns in erster Linie um den Einzelfall, der zählt. Das hilft eindeutig, die Bodenhaftung nicht zu verlieren und auch bei größeren Turbulenzen den Alltag zu bewältigen.
Eine kleine Episode soll deshalb diesen Rundbrief abrunden: In der letzten Woche war ich im Büro von Road Safety, einer Institution, die neben vielen anderen Dingen auch für die Erteilung von Führerscheinen zuständig ist. Meine nigerianische Fahrerlaubnis war bereits im März 2023 abgelaufen. Seither bemühten wir uns um eine Verlängerung, bislang trotz zahlreicher Nachfragen und dem Ausfüllen von wechselnden Formularen ohne sichtbaren Erfolg. Nun bekam ich endlich eine vorübergehende driver’s licence, die bis Mitte Februar 2024 Gültigkeit hat. Und so kann ich mich wieder voll legitimiert auf den Straßen Enugus austoben – was ich im Übrigen auch während der monatelangen Wartezeit ungeniert gemacht habe.
Bei all den großen finanziellen Zuwendungen geht mein Dank wie jedes Jahr an die wachsende Zahl der Menschen, die uns regelmäßig unterstützen und damit erst den täglichen Betrieb dieses großen Haushalts ermöglichen. Den wachsenden Kosten konnten wir aus diesem Grund bisher trotzen. Wie es weitergeht, werden wir sehen.
Ich sehe nichts als selbstverständlich an, bin dankbar für alles, was mir begegnet. In diesem Sinne wünsche ich Dir, Ihnen und uns das Einzige, was zählt: Frieden und Gelassenheit, ein gesegnetes Weihnachten und einen guten Eintritt ins neue Jahr
Eure
Gabi Ayivi
Mmesoma, gut aufgelegt
Himbeergsälz
Training mit Tante Mmesoma
Die beiden Jüngsten – enorm fleißig am Samstagmorgen.
Kokosnuss- und andere Ernten – mit Erklärung von Gabi
Rundbrief vom 15. Mai 2023
Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya,
liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben.
Ich weiß nicht, wie es Euch/Ihnen geht, aber an mir ist dieses Jahr nur so vorbei geflogen. Es fällt mir nicht leicht, aus dem Wirbeln die wichtigsten Ereignisse gezielt herauszugreifen.
Heute möchte ich mal ganz anders beginnen als gewohnt, weil am 03.05.2023 ein wunderbares, riesiges, unvergleichliches Ereignis stattgefunden hat:
Das erste Olileanya-Kind ist auf die Welt gekommen.
Dafür darf man doch schon mal gewohnte Pfade und den Alltag verlassen und einfach nur glücklich sein. Ich möchte Euch/Ihnen kurz die Geschichte der Mutter erzählen, eine Geschichte, wie sie vielfach in Nigeria passiert, die also nichts Außergewöhnliches hat.
R. wurde vor ca. 25 Jahren geboren, als zweites Kind ihrer Eltern. Der ältere Bruder hat eine geistige Beeinträchtigung, kann ihr keine Hilfe sein. R. wurde mit einer Sichelzellanämie geboren, einer Erbkrankheit, die in Afrika relativ häufig ist. (Wer mehr darüber erfahren möchte, kann bei Google nachschauen. Eine Erklärung an dieser Stelle würde den Rahmen sprengen.)
Als R. 6 Jahre alt war, verstarb ihre Mutter. Der Vater heiratete nach Angaben einer Cousine ein zweites Mal, die Stiefmutter sei keine gute Frau gewesen. Die Todesursachen der Eltern sind ihr nicht bekannt. Die Geschwister wurden an andere Leute abgegeben, d.h., R. war von da an ein schlecht entlohntes Hausmädchen in einer Familie in Anambra State, weit von ihrem Heimatdorf entfernt. Sie durfte immerhin die Grundschule bis zur 6. Klasse besuchen. Ein weiterer Schulbesuch wurde ihr trotz ihrer Bitten nicht ermöglicht, ab dem Alter von 12 Jahren musste sie auf der Straße Trinkwasser verkaufen. Kurz nach dieser ‚Arbeitsaufnahme‘ wurde sie von einem Tricycle angefahren und mit einer schweren Beinverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Dort bekam sie eine verunreinigte Bluttransfusion und ist seither HIV positiv. Seit dem Unfall ist sie im Gehen durch ein verkürztes rechtes Bein beeinträchtigt.
Vor 6 Jahren nahm sie Kontakt auf zu einer Nonne der ‚Daughters of Divine Love‘, wurde seither sehr lose betreut. Sie verkaufte Trinkwasser und geröstete Erdnüsse auf der Straße und hielt sich mühsam über Wasser. Sie lebte in einem Verschlag, der den Begriff einer Unterkunft in keiner Weise mehr verdient. (siehe Bilder). Lt. Mary, unserer Hausangestellten, haben wir in unseren Duschen mehr Platz als sie in diesem Verschlag, der im Besitz der Stadt Enugu war und für den sie noch minimal Miete bezahlen musste. Im Spätsommer letzten Jahres wurde sie von zwei Männern vergewaltigt und schwanger.
Im Dezember 2022 wurde ich von der Schwester, die sie seit einigen Jahren lose begleitet, angesprochen und um Hilfe gebeten. Erst wenige Tage zuvor hatte ich einen höheren Geldbetrag in bar als Spende erhalten (herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle nach Österreich!) und ich konnte zusagen, R. vorübergehend zu unterstützen. Wie so oft wurden die näheren Umstände nur scheibchenweise offengelegt. So war sehr schnell klar, dass die Lebensbedingungen der jungen Frau und des zu erwartenden Kindes grundlegend verbessert werden müssen. Zudem hatte die Stadt das Grundstück, auf dem die Baracken standen, verkauft. Das gesamte Gelände wurde mittlerweile geräumt und eingeebnet. Im März kam es zu einer krisenhaften Zuspitzung der Sichelzellanämie, was einen stationären Klinik-Aufenthalt erforderlich machte. Es wurde wahrscheinlich, dass das Baby per Kaiserschnitt entbunden werden muss, um die Belastung für die Mutter möglichst gering zu halten.
Am 02.05.2023 kam die kleine Chizataram zur Welt, Mutter und Kind sind wohlauf und konnten am 10.05.2023 in ein neu angemietetes Appartement entlassen werden. In den Tagen zuvor wurden Haushaltsgegenstände eingekauft, ein Bett gezimmert, eine Matratze angeschafft etc. pp. Siehe Bilder. Zum ersten Mal kann R. seit langer Zeit in einer menschenwürdigen Umgebung leben, die ihren gesundheitlichen Beeinträchtigungen so weit wie möglich gerecht wird. Sie ist überglücklich.
Meine Freundin Bertl aus Klütz hat eine gigantische Spendenaktion in Norddeutschland losgetreten. Die Miete konnte für ein Jahr bezahlt werden, die Kosten für die stationären Behandlungen sind beglichen, die kleine Wohnung wurde eingerichtet.
Aus gegebenem Anlass suchen wir ab sofort für ein frisch geborenes Mädchen und seine Mutter einen Paten/eine Patin.
R. wird wegen der Sichelzellanämie nie eine Arbeit annehmen können, durch die sie sich und ihr Kind eigenständig ernähren kann. Außerdem hat sie keinerlei Ausbildung absolviert. Über ihr hängt ständig das Damoklesschwert der nächsten krisenhaften Zuspitzung, es gibt keine Heilung, sondern nur präventive Maßnahmen.
Machen wir weiter mit frohen Botschaften:
Die Arbeiten an der Augenklinik konnten endlich wieder aufgenommen werden. Seit ein paar Tagen wird die Solaranlage auf dem Dach installiert, im Haus kommen die Arbeiten des Elektrikers wieder in Gang. Durch die katastrophale Lage während der ‚Wahlen‘ Ende Februar, die sowohl im Vorfeld als auch noch lange danach nahezu alles lahmlegten, kamen die Menschen nur langsam wieder in ihrem Alltag an. Erst seit Mitte April verfügen wir – allerdings immer noch eingeschränkt – wieder über Bargeld. Wir sind verblüfft darüber, dass wir in die Zeit vor der Einführung der neuen Geldscheine zurückgeführt wurden – es sind wieder die alten Noten im Umlauf, als ob nie etwas geschehen wäre.
Und dann muss ich mich sehr zerknirscht entschuldigen. Ich hatte völlig versäumt, mich bei der süddeutschen Ärzteinitiative zu bedanken, die uns den Kauf eines Ambulanz-Busses für die Augenklinik sowie die Verschiffung finanziert hat. So etwas zu vergessen, ist nicht meine Art. Ich bin uneingeschränkt nach wie vor dankbar für alles, was wir an Unterstützung erfahren! Und genau dieser Bus wird ein wesentlicher Bestandteil in der künftigen Arbeit der Ambulanz sein. Nur mit einem solchen Gefährt können wir in die schwer erreichbaren Dörfer gelangen, um dort Sprechstunden abzuhalten. Und nur durch diese Sprechstunden erreichen wir die Menschen, die eine Behandlung benötigen, um sie vor der Erblindung zu bewahren. Nigeria ist bei weitem nicht das hochtechnisierte Land, als das es sich gerne darstellt. In vielen Bereichen, und da rangiert die Medizin mit an vorderster Linie, bewegen wir uns in grauer Vorzeit. In der Vergangenheit waren wir wiederholt die Ersten, die mit diesem Angebot in ein Dorf gekommen sind. Und das gilt es auszubauen. Sobald der Bus hergerichtet ist, wird er in all seinem Glanz vorgestellt werden, versprochen! Bis dahin nochmals: vielen, vielen Dank nach Ba-Wü und Bayern!!!
Haus Nno:
Das Schöne in einem Haus mit vielen Kindern ist: es gibt einen Raum der Normalität. Zwar durften unsere vier jungen Erwachsenen zur Wahl gehen, aber sie sind (noch) nicht politisch engagiert in einem Maße, als dass das Ergebnis ihre gute Laune beeinträchtigt hätte. Störend waren die vielen Schulausfälle wegen der nachfolgenden Unruhen.
Ansonsten geht alles seinen gewohnten Weg. Die einen entwachsen der Pubertät, die anderen schlittern hinein. Für Joy geht in diesem Jahr die Schulzeit zu Ende, während ihre kleine Schwester Mmesoma den Kindergarten abschließt.
Wir haben einen Antrag bei der deutschen Botschaft gestellt, uns einen Zuschuss zu einer kleinen Solaranlage auf dem Haus zu gewähren. Jetzt warten wir auf das Ergebnis.
Vor 6 Wochen bin ich gestürzt und habe mir eine sehr schmerzhafte Zerrung am linken Kniegelenk zugezogen, die sich nur sehr zögerlich zurückbildete. Ich bin nur eingeschränkt gehfähig, komme nur mit Hilfe einer kleinen Leiter in unseren Bus. Da ist es sehr hilfreich, dass Okwudili seinen Führerschein in Händen hat und erforderliche Fahrten für Einkäufe etc. erledigen kann. Aber die Beschwerden werden jetzt täglich besser, die Schmerzen sind erträglich und ich kann hoffentlich bald wieder selbst am Steuer sitzen.
Auf die aktuelle politische Situation möchte ich nur am Rande eingehen: Die beiden Präsidenten – der noch seiende und der künftige – geruhten, sich nach der Wahl nahezu unmittelbar nach Europa zu begeben, jeweils zur Verbesserung ihrer gesundheitlichen Situation. Der künftige Präsident Tinubu kam Ende April wieder zurück nach Nigeria. Am 29.05.2023 soll seine Vereidigung stattfinden. Peter Obi, der nach einhelliger Meinung einer Mehrheit der Nigerianer die Wahl gewonnen hat, ist vor Gericht gezogen, um seinen Anspruch geltend zu machen. Jetzt heißt es abwarten, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt. Ich sehe davon ab, über irgendwelche Prognosen zu sinnieren. Weltweit regieren Autokraten, warum also nicht in Nigeria?
Was klar wird: nach einer langen Phase von Wechsel zwischen Entsetzen, Entmutigung und Wut macht sich mittlerweile Galgenhumor breit bis hin zu der Erkenntnis, dass der Verlust von Bargeld auch gute Seiten hat: Kidnapping kam nahezu zum Erliegen. Die Schurken haben das Geschäftsmodell, sich Lösegeld auf ein Bankkonto überweisen zu lassen, nicht aufgegriffen. Fazit: keine Zahlungen, keine Entführungen. Problem (vorübergehend) gelöst.
Kurzer Blick in die nächste Zukunft:
Am 10.06. fliege ich nach Deutschland, um dringend erforderliche Vereinsangelegenheiten zu erledigen, Freunde und die Familie zu treffen, Informationsveranstaltungen anzubieten (genaue Daten folgen noch), eine Butterbrezel zu essen und das eine oder andere Viertele Trollinger zu trinken. –
Und Pilze zu suchen sowie Heidelbeeren zu pflücken…
Herzliche Grüße nach Deutschland – in die Schweiz – nach Österreich - Ihre/Eure Gabriele Ayivi
Video 1: Reinigungsarbeiten am Samstag
Video 2: Hüpf mal!
Rundbrief vom 5. Dezember 2022
Liebe Freundinnen, liebe Freunde, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya, liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben,
Ich weiß nicht, wie es Euch/Ihnen geht, aber an mir ist dieses Jahr nur so vorbei geflogen. Es fällt mir nicht leicht, aus dem Wirbeln die wichtigsten Ereignisse gezielt herauszugreifen. Jetzt sind wir schon wieder im Advent, Zeit also, innezuhalten und zu sortieren. Ein weiteres Mal möchte ich im eigenen Haushalt beginnen:
Haus Nno
Iruoma hat den Sprung an die Universität mit Bravour geschafft. Die Ergebnisse ihrer Abschlussprüfungen waren so gut, dass sie ohne weitere Auflagen einfach durchmarschieren konnte. Jetzt lebt sie auf dem Campus und wir sehen sie nur noch selten. Die Ausgangsregelungen sind sehr streng und ihre Tage sind mit Verpflichtungen vollgepackt. Ich hoffe, dass sie wenigstens über Weihnachten ein paar Tage mit ihren Brüdern zum Vater fahren kann.
Leider hat die Zuversicht über unsere seit Februar tätige neue Mitarbeiterin im Haushalt nicht lange angehalten. Sie brachte sehr viel Unruhe in den ohnehin mehr als turbulenten Alltag, weshalb ich mich zum 31.10 . ohne großes Bedauern wieder von ihr getrennt habe. Mary, 19 Jahre alt, ist das genaue Gegenteil: ruhig, gelassen, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie fing am 01.11. mit der Arbeit an, es wäre schön, wenn dieser Zustand für einen längeren Zeitraum anhalten würde.
Okwudili hat sich in seiner Schneider-Werkstatt gut eingerichtet. Er ist dabei, sich einen Kundenstamm aufzubauen, hat gut zu tun. Es ist schön, dass er daneben immer noch Zeit findet, Reparaturen an den strapazierten Schuluniformen auszuführen und jetzt zu Weihnachten die Jungs neu einzukleiden.
Bilder: Okwudili; die zwei neuesten Kleidungsstücke für Chiadi und Chibuike
Seit Anfang Oktober ist unser Haus wieder bis zum letzten Platz gefüllt: Esther, die ich bereits im letzten Rundbrief vorgestellt hatte, ist auf erklärten Wunsch ihrer Familie im Juli bei uns eingezogen. Damit ist gewährleistet, dass sie sich ausreichend ernährt und ihre Medikamente regelmäßig einnimmt.
Weiterhin hatte sich bereits seit Monaten abgezeichnet, dass die drei Kinder der im Dezember 2020 verstorbenen Frau Ugwu vom Vater sträflich vernachlässigt wurden. In der Folge stellten sich Fehlzeiten beim Schulbesuch heraus, die Leistungen bei den beiden Älteren waren miserabel. Nach längerer Prüfung und gründlichen Überlegungen haben wir den Jüngsten, den 7-jährigen Chisom (Bild rechts), und seine 15-jährige Schwester Blessing (Bild links) im Oktober hier aufgenommen.
Der 14jährige Sohn Christian blieb auf eigenen Wunsch beim Vater. Er weist bereits schwere soziale Beeinträchtigungen auf, denen mit dem hiesigen Setting nicht begegnet werden kann. Gott sei Dank wurde für die Kinder sehr schnell eine Patin gefunden. Vielen Dank hierfür nach Reutlingen.
Durch eine großzügige Spende aus Bingen konnten wir im Frühsommer endlich einen größeren Bus kaufen, in dem alle Kinder auf den Fahrten zur Schule und zurück einen Sitzplatz haben. Herzlichen Dank an den Rhein und an die Brunnengemeinde! Jetzt träume ich davon, ihn optisch aufzupeppen: aus schwarz mach bunt! Mal sehen, was daraus wird.
Aufgrund der zunehmend prekären Sicherheitslage im Land findet unser Leben seit Monaten überwiegend innerhalb des Grundstücks statt. Die Kinder werden vom Fahrer morgens in die Schule und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Das ist im Moment noch ausreichend. Die Stimmung im Land ist aufgeheizt, nicht nur aufgrund der massiv ansteigenden Inflation, die aktuell bei 22% angelangt ist. Wohin sich die Situation vor der für Mitte Februar 2023 geplanten Wahl eines neuen Präsidenten entwickelt, bleibt abzuwarten.
Einer unserer Höhepunkte für das Jahr 2022 fand im November statt: der neue Kassier von Olileanya hat uns für 2½ Wochen besucht. Dieser Besuch war für mich eine große Ermutigung. Endlich hatte sich jemand in die Höhle des Löwen gewagt. Es würde zu weit führen, jeden einzelnen Tag seines Hierseins zu schildern, für uns war es auf jeden Fall sehr schön, ihn hier zu haben. Ich hoffe, er findet Zeit und Gelegenheit, seine Eindrücke in einen eigenen Bericht zu packen und uns diesen für den nächsten Rundbrief zu überlassen.
Bild: Christof und Martin zu Besuch
Augenklinik
Leider befinden wir uns hier immer noch in der Warteschleife. Aktueller Stand der Dinge ist, dass das Gremium des deutschen Blindenhilfswerkes im Dezember eine Entscheidung über meinen im Sommer 2021 gestellten Antrag treffen wird.
Immerhin hat der Bus für die Ambulanz-Fahrten auf die Dörfer vor wenigen Tagen Ende November den Weg in einen Container und nach Antwerpen geschafft, wartet dort auf die Verschiffung nach Nigeria. Manchmal bin ich für die ganz, ganz kleinen Schritte dankbar.
Heute wurde ich daran erinnert, dass am 5. Dezember weltweit der Tag des Ehrenamtes gefeiert wird. Aus diesem Grunde bitte ich Sie/Euch ganz gezielt darum, unsere Augenklinik nicht aus dem Blick zu verlieren. Auch wenn die Fertigstellung hoffentlich finanziert wird, gibt es in unserer Region nach wie vor viele Menschen, die von vermeidbarer Erblindung bedroht sind. Einige von ihnen können nicht einmal die Fahrt aus einem weit entfernten Dorf in die Augenklinik finanzieren, ganz zu schweigen eine erforderliche Katarakt-Operation. Aus diesem Grund sind die Fahrten auf die Dörfer so wichtig. Dabei kann oft rechtzeitig erkannt werden, was dringend vonnöten ist.
Hierzu ein wichtiger Nachtrag:
Wir haben gestern den Bescheid des Deutschen Blindenhilfswerks bekommen. Nach fast genau 19 Monaten und umfassender Korrespondenz wurde unser Antrag auf Unterstützung bei der Fertigstellung des Gebäudes der neuen Augenklinik positiv entschieden. WIR BEKOMMEN DIE GELDER UND KÖNNEN WEITERMACHEN. Ich bin überglücklich und unendlich dankbar, muss mich allerdings erst mal sortieren. Gott sei Dank habe ich nach Abfahrt fast aller Kinder in ihre Dörfer ab morgen ein paar ruhige Tage vor mir, in denen ich über die weitere Planung nachdenken kann. Ein großes Dankeschön geht natürlich nach Duisburg zum Gremium der Entscheider. Endlich können wir entsprechende Anfragen aus der Bevölkerung, wann die Ambulanz denn nun fertig gestellt und in Betrieb genommen werde, positiv beantworten.
Emene, 21.12.2022 Gabi Ayivi
Lepra-Camp
Zu meinem großen Bedauern hat der bisher tätige Physiotherapeut zum ersten November eine neue Stelle in einem anderen Bundesstaat angetreten und uns diese Information nur wenige Tage vor seinem Ausscheiden mitgeteilt. Seit einer Woche ist aber eine Physiotherapeutin für Herrn Nwatu tätig, die ich bereits kennenlernen durfte. Sie hat schon drei Behandlungseinheiten durchgeführt und ich hoffe, dass die Therapie so erfolgreich verläuft wie in der Vergangenheit.
Seit August 2022 gibt es eine neue Institution in unserem Wohnviertel, die
Annunciation Neighborhood Watch Initiative.
Sie wurde gegründet, nachdem der Zaun um den Transformator für die zugeschalteten Häuser von Dieben in der Nacht zerstört, das Öl abgelassen und gestohlen wurde und in der Folge die gesamte Nachbarschaft für mehrere Wochen ohne Elektrizität war. Jetzt sorgt eine nächtlich tätige Gruppe von Security-Männern für die Sicherheit der Straßen in unserer Umgebung. Für einen kleinen monatlichen Obulus kann man Mitglied dieser Vereinigung werden. Es wird gewährleistet, dass sich niemand nach 20.00 Uhr unberechtigt in unserem Viertel aufhält, nächtliche Diebstähle und Überfälle sollen durch diese Maßnahme minimiert werden. Ich bin so beeindruckt von dieser Eigeninitiative, dass ich ohne Zögern unsere Mitgliedschaft erklärt habe.
Die Gruppe hat sich auch anderen Aufgaben verschrieben: Der Verbesserung der Umwelt, der Sauberhaltung der Umgebung, der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls. Die montäglichen Treffen finden unter zwei riesigen Mangobäumen statt und unterliegen dem afrikanischen Verständnis von Zeitmanagement.
Foto rechts: Emblem Annunciation Neighborhood Watch Initiative
Foto links: Clean up
Foto rechts: Sitzung unter den Mangobäumen
Ich lerne sehr viel und finde vor allem Konfliktbewältigung in Igbo-Land beeindruckend: es wird so lange diskutiert , bis eine Einigung erzielt werden konnte. Und zum Schluss freuen sich alle und vertragen sich. Vor allem aber: alle haben alle Zeit der Welt, bis dieses Ziel erreicht wird. Es geht zuweilen temperamentvoll zu, aber niemals wird jemand beleidigt oder herablassend behandelt. Demokratie an der Basis auf höchstem Niveau! Seit ich Anfang September von einem Nachbarn zu diesen Treffen eingeladen wurde, weiß ich ein weiteres Mal: ich bin auf den richtigen Kontinent umgezogen, in das richtige Land, in die richtige Region in diesem so unwägbaren Nigeria ohne jegliche staatliche Fürsorge und hier wieder in den richtigen Winkel von Enugu, in das geruhsame und überwiegend friedliche Emene. Deshalb darf ich allen Freundinnen und Freunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, all jenen, die sich um mich sorgen, versichern: Es geht mir gut, ich fühle mich behütet, habe keine Angst, ohne aber die nötige Sorgfalt außer acht zu lassen.
Fazit: Wenn alles andere versagt, erstarken die Kräfte innerhalb der Bevölkerung, sich zu organisieren und dem Gemeinwohl zu dienen. Das ist faszinierend und sehr nachahmenswert.
In diesen äußerst schwierige Zeiten verabschiede ich mich von Euch/von Ihnen für dieses Jahr. Es war ein äußerst turbulentes Jahr mit nur wenig tröstlichen Momenten, wenn ich auf die Umtriebe in der Welt blickte. Zuversicht hat mir – s. o. – mein Leben hier gegeben. Zusammen mit einigen anderen Gruppierungen und Mitstreitern weiß ich, dass wir etwas bewegen können mit unseren begrenzten Möglichkeiten. Ich kann mit Eurer/Ihrer wertvollen Unterstützung unsere Kinder auf den Weg in eine Zukunft bringen, die ihnen hoffentlich ein eigenständiges und eigenverantwortliches Leben erlaubt. Durch einen veränderten Blickwinkel können sie erkennen, dass es eine Welt gibt, die nicht nur geprägt ist von Gewalt, Raffgier und Korruption. Wenn ich das erreichen kann, bin ich zufrieden.
Ich möchte nochmal für unseren wirklich wunderschönen Kalender für 2023 werben und dazu ermuntern, diesen entweder zu verschenken oder selbst in der Stube oder im Büro aufzuhängen. Auch diese Aktion ist Teil unseres Einkommens!
Nun bleibt mir im ausgehenden Jahr 2022 nichts anderes, als Dir/Ihnen zu danken für Hilfsbereitschaft und Freundschaft. Bitte, bleib/bleiben Sie uns gewogen.
Ich wünsche Euch/Ihnen allen eine friedliche Adventszeit, Gesundheit und einen guten Wechsel ins neue Jahr!
Emene, den 05.12.2022
Eure/Ihre Gabi Ayivi